„Bürojob Schule“: Wie Kinder von Yoga profitieren können

„Bürojob Schule“: Wie Kinder von Yoga profitieren können

Ein Gastbeitrag von Julia Guck

So gewinnen sie ein gesünderes Körpergefühl und eine bessere Beziehung zu sich selbst

Beim Kinderyoga wird den Kleinen auf spielerische Weise ein gutes Körpergefühl vermittelt und ganz behutsam Meditation und Entspannung nähergebracht. Ich bin überzeugt: Wer schon als Kind lernt, dass er sich auch mal eine Pause und ein paar entspannende Minuten gönnen darf, der wird sein ganzes Leben lang davon profitieren.

Das Beste: Kinder sind meistens ganz offen dafür, Yoga auszuprobieren!

Der Bedarf an Yoga steigt enorm mit der Einschulung

Ab der ersten Klasse haben die Kinder plötzlich alle einen „Bürojob“ und müssen stundenlang möglichst still sitzen. Es ist eigentlich selbsterklärend, dass sie zum Ausgleich nun mehr Bewegung brauchen: Kräftigung, Dehnung, Flexibilität, Balance. Ist es nicht unglaublich, dass schon Kinder über Rückenschmerzen klagen? Sie wollen hüpfen, toben, springen, ein bisschen Kind sein, albern sein, Quatsch machen... Nicht nur funktionieren und gut in der Schule sein.

Und trotzdem ist Yoga etwas ganz anderes als das Herumtollen auf dem Spielplatz oder eine Stunde Kinderturnen. Beim Yoga dürfen die Kinder erfahren, dass sie gut sind, wie sie sind, und nicht alles können müssen. Denn gerade in der Grundschule bemerken viele Kinder plötzlich, dass sie nicht in allem die Besten sind. Dabei waren die Kleinen bisher davon überzeugt, alles hinkriegen zu können! In der Schule werden sie mit der Realität konfrontiert: „Andere können etwas besser als ich.“

Und diese Erkenntnis ist nicht immer einfach. Sie fühlen sich bei manchen Dingen unsicher und schlecht, finden sich vielleicht sogar in mancherlei Hinsicht „unnormal“. Und dann dürfen sie hoffentlich Yoga erleben und ganz nebenbei erfahren, dass sie gut sind, wie sie sind. Dass wir alle besonders und einzigartig sind. Dass jeder seine Talente hat. Und auch seine Schwächen.

Die Kinder öffnen sich und lernen, sich selbst zu regulieren

Sehr häufig finden in meinen Kinderyogastunden wirklich tolle Gespräche statt: über Themen, die die Kinder gerade bewegen, und über die sonst keiner mit ihnen spricht. Zum Beispiel darüber, dass jeder Mensch seine eigenen Talente hat und es ganz normal ist, nicht alles zu können. Oder darüber, dass man manche Dinge, die einen gerade nerven, einfach nicht ändern kann. Beim Kinderyoga lernen die Kinder unter anderem, zuhause einfach mal den „Holzhacker“ zu machen und so Dampf abzubauen, statt die Wut an anderen auszulassen. Oder aber auch, sich mal hinzulegen und zu entspannen. Je nachdem, was sich gerade richtig und gut anfühlt.

In meinen Kinderyogastunden möchte ich den Kindern auch Wissen vermitteln. Dafür nähern wir uns spielerisch verschiedenen Themen, wie der Tierwelt, der Erde und dem Körper. Am Ende der Stunde haben die Kinder immer etwas Spannendes zu erzählen! Weil sie Spaß daran haben, außergewöhnliche Dinge zu erfahren, können sie sich diese auch gut merken.

Besonders wichtig bei den Yogastunden: Alles kann, nichts muss. Die Kinder lernen, dass sie nicht immer alles mitmachen müssen, sondern auch in sich reinspüren und sich Pausen nehmen dürfen. Ich hatte vor einiger Zeit ein wunderschönes Erlebnis: Die Mutter eines meiner kleinen Online-Yogis schrieb mir kurz vor der Yogastunde, dass ihr Kleiner sich heute nicht so gut fühle, aber auf jeden Fall mitmachen wolle. Er sagte zu ihr, dass er einfach in die Haltung der „kleinen Maus“ (Kleinkindhaltung) gehen würde, wenn es ihm zu viel wird und er mal eine Pause braucht. Ich war so gerührt von diesen Zeilen. Genau so soll es sein! Jedes Kind darf wissen, dass es nicht immer 100 % geben muss. Auch die Kinder haben schon so viele Verpflichtungen, müssen so oft funktionieren – aber Yoga ist unsere kleine Auszeit.

Viele glauben, dass nur wir Erwachsenen mit Druck und Stress konfrontiert werden. Aber diese Gefühle können auch im Kindergarten, in der Schule oder zuhause entstehen. Die Kinder vergleichen sich mit anderen, versuchen, irgendwie mit ihrer eigenen Entwicklung klarzukommen und sind unentwegt dabei, sich selbst zu entdecken. Es ist wunderbar, dass sie sich im Yoga eine kleine Auszeit von all diesem Stress nehmen dürfen und langsam und behutsam lernen können, auf sich und ihre Bedürfnisse zu achten.

Yoga für Kinder (4-8 Jahre) bei YouTube mit Julia

 

Die Vorteile von Kinderyoga in Online- und Liveklassen

Ich biete Kinderyogastunden sowohl live als auch online an und – wie wohl alles – hat beides seine Vor- und Nachteile. In den Live-Stunden kann man großartige Gruppenübungen und Spiele einbauen – das geht online nicht. Dafür machen die Online-Yogis oft „besser“ mit und können bei der Abschlussentspannung schöner runterfahren und sich entspannen. Ich habe das Gefühl, dass gerade Online-Kinderyoga extrem große Vorteile bietet: Es gibt wesentlich weniger Ablenkung und man kann die kleine Auszeit wirklich für sich genießen – ohne den störenden Quatsch-Kumpel neben einem! Natürlich kann auch während der Online-Stunden miteinander gesprochen und aktiv mitgemacht werden. Trotzdem ist das anders als live. Ein weiterer Vorteil: Manchen Kindern ist es auch ein bisschen „peinlich“, dass sie Yoga praktizieren. Aber wenn sie das allein zu Hause tun, braucht es ja auch niemand zu erfahren…




Julia Gluck

Julia Guck

Julia ist Yogalehrerin für Kinder und Erwachsene und unterrichtet leidenschaftlich gerne live an der Schule, im Kinderhort, im Yogastudio als auch online. Was sie am Kinderyoga besonders liebt, ist die Offenheit und Neugier der Kinder, ihre tollen Ideen und dass sich die Yogastunden oft ganz anders als geplant entwickeln. Genau deswegen machen sie auch den Kindern so viel Spaß!

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