Ein Interview mit Susan Brennicke über innere Stärke und Selbstfürsorge
Die Art, wie wir mit uns selbst reden, hat einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie wir uns im Alltag verhalten, ihn erleben und gestalten. Schenken wir beispielsweise unserer inneren kritischen Stimme Gehör – jener Stimme, die uns häufig davon abhält, Dinge zu tun, wie eine Idee zu kommunizieren, eine persönliche Nachfrage zu stellen oder auch Dinge, die wir gesagt haben, wieder und wieder zu analysieren („Hätte ich das wirklich so sagen dürfen?“) – so hat das oft Auswirkungen auf unser Verhalten. Susan hat in ihrer eigenen Entwicklung bemerkt, dass ihr innerer Dialog oft wenig empathisch, unterstützend und wertschätzend ist; stattdessen ist er häufig streng, bewertend und hält sie klein.
In ihrem Buch Pep Talks für die Seele – Wie Du Halt, Klarheit und Vertrauen in Dir findest lädt Susan ein, die innere kritische Stimme in eine Stimme zu verwandeln, die uns wie eine beste Freundin zur Seite steht und damit auch in jeglicher Alltagssituation wie Angst, Planlosigkeit, Anspannung und Freude als Anker dient.
Susan, wer bist Du und wie bist Du zu diesem Thema gekommen?
Mein Name ist Susan, ich bin 36 Jahre alt und habe mich im Zuge meiner Selbstständigkeit viel mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt. Ich habe gelernt und verstanden, dass meine Gedanken einen starken Einfluss darauf haben, wie ich lebe und was ich erreiche. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich jedoch noch keine wirklichen Ziele, habe mich nicht getraut zu träumen („Das wird ja eh nichts…“) und hatte insgesamt kein gutes Bild von mir („Für mich ist das sowieso nicht möglich“). Verschiedene Lehrer und Mentoren haben mich auf diesem Weg begleitet, und zwei Gedanken hatten dabei einen besonders starken Einfluss auf mich.
Zum einen: You speak your life into existence. Übertragen auf den Alltag bedeutet das, Verantwortung für das zu übernehmen, was sich zeigt. Sind da Situationen, die mich fordern und die ich mir anders gewünscht hätte, so hängen sie oft mit meinen Überzeugungen über mich und meine Gedanken zusammen – und wie ich mit und über mich rede. Dieser Gedanke gibt mir viel Stärke, denn indem ich meine Gedanken und Worte gezielter ausrichte (ohne in Selbstoptimierung zu verfallen), kann ich das aufbauen, was ich mir wünsche.
Ein zweiter Gedanke schließt daran an: If you can hold it in your mind, you can hold it in your hands. Dieser Gedanke motiviert mich, Wünsche und Träume ernsthaft zu kreieren, mir Zeit für den Überlegungsprozess zu nehmen und meine Visionen aktiv zu gestalten. Lange Zeit – und ich denke, das gilt für viele – war ich mir der Kraft meiner Träume und Wünsche nicht bewusst. Auch im Alltag: Wie sehr bestimmen Deine Träume und Wünsche Deinen Alltag? Welchen Raum nimmst Du dafür ein, verglichen mit anderen Gedanken, die Dich beschäftigen?
Die Pep Talks in meinem Buch regen dazu an, die Worte, die wir an uns selbst richten, sorgfältig zu wählen und die oft innere kritische Stimme in eine Art beste Freundin zu verwandeln. So können wir uns nicht nur durch schwierige emotionale Situationen leiten, sondern auch unseren Träumen nachgehen.
Was genau sind Pep Talks, und wie wende ich sie an?
Der Begriff „Pep Talk“ stammt aus dem Englischen und bedeutet Motivationsrede. Die Pep Talks in meinem Buch sollen jedoch weniger motivieren und pushen, sondern vielmehr dazu anregen, sich selbst zuzuhören und zu hinterfragen: Unterstützen mich meine Worte gerade? Viele von uns sind super streng mit sich selbst – aber wenn wir diese Strenge in Verständnis verwandeln (wie es eine beste Freundin tun würde), dann wächst das Vertrauen in uns selbst, und es entstehen kreative Ideen, die uns oft zur Lösung führen.
Die Pep Talks können in jeder Alltagssituation angewendet werden und sind nach emotionalen Zuständen unterteilt. Es gibt 11 verschiedene Pep Talks, z. B. gegen Angst („Wenn ich Angst habe“), für Klarheit („Wenn ich planlos bin“) oder für Happiness („Wenn ich glücklich bin“). Die Leserin oder der Leser kann den jeweiligen Pep Talk vorlesen oder anhören.
Es gibt einen Pep Talk für Happiness? Wie stelle ich mir das vor, und wozu brauche ich das?
Erlaubst Du Dir, richtig glücklich zu sein? Erlaubst Du Dir, dieses Glück in dem Moment frei auszudrücken? Vielleicht in Form eines Lächelns, Strahlens, Tanzens oder durch Worte?
In meiner Reflexion habe ich gemerkt, dass ich oft zögere, zu zeigen, wenn ich glücklich bin. Da gibt es eine innere Stimme, die sagt: „Freu Dich nicht zu früh,“ oder Erinnerungen daran, dass mein Glück andere gestört hat („Was freust Du Dich denn so?“). Dieses Zögern hat mir viel Lebensfreude genommen. Der Pep Talk für Happiness motiviert, Glücksmomente im Moment bewusst zu genießen – mit dem ganzen Körper, vom Kopf bis zu den Füßen.
Jeder Pep Talk ist mit konkreten Impulsen ergänzt, die zeigen, wie man mit der jeweiligen Emotion gut umgehen kann. Beim Pep Talk für Happiness gibt es z. B. die Passage: „Wenn ich glücklich bin, werde ich zum richtigen Glücksmagneten.“ Das bezieht sich auf das Gesetz der Anziehung: Wir ziehen die Situationen an, in deren Emotion wir uns vorrangig befinden. Einfach ausgedrückt: Wenn wir uns erlauben, glücklich zu sein, laden wir weitere Glücksmomente in unser Leben ein – und das ist doch super!
Hast Du ein praktisches Beispiel, wie ich mit mir wie mit einer besten Freundin umgehen kann?
Gern. Stell Dir morgens, am besten direkt nach dem Aufstehen, die Frage: „Was ist etwas, das ich mir heute wünsche?“ oder „Was ist etwas, das mir heute guttut?“ Diese Fragen richten den Fokus auf die eigenen Bedürfnisse für den Tag.
Sehr wenige Menschen wissen wirklich, was sie brauchen. Die Frage bringt uns in den Fokus und verhindert, direkt in den „Hamsterrad-Modus“ aus To-dos und Verpflichtungen zu verfallen. Passend dazu: Es gibt einen Pep Talk für den Morgen, der einlädt, den Tag mit einem guten Gefühl zu beginnen.
Ein allgemeiner Tipp: Beobachte heute einmal, wie Du mit Dir redest, und frage Dich: „Wie würde meine beste Freundin mit mir reden?“
Danke, Susan – gibt es in Deinem Buch noch mehr Interessantes?
Die Pep Talks sollen als Inspiration für einen wertschätzenderen inneren Dialog dienen. Zu jedem Pep Talk gebe ich Impulse zum Umgang mit Emotionen wie Angst, Planlosigkeit oder Anspannung. Durch meine Ausbildung als Yogalehrerin sind auch körperliche Übungen und ganzheitliche Perspektiven integriert. Sollte Dich das Thema Pep Talks interessieren, lohnt sich ein Blick in mein Buch.
Susan Brennicke
Susan beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Morgenroutine und Persönlichkeitsentwicklung. Sie hat unter anderem ein Trainingsprogramm zum Aufbau einer Morgenroutine mit Yoga, Mindset-Impulsen und Micro Habits entwickelt.
Zu Susans Website